Wachhunde, passt gut auf eure Bosse auf! [Parole an die Bullen] Freitagnacht, den 19. April, 2013 in Exarchia: einige Leute entscheiden sich den Antiriot- Einheiten der MAT ganz praktisch zu zeigen, dass sie in der Gegend unbeliebt sind. Zusammenstöße, Tränengas und Fahndung folgten. Ich verlasse meine Gruppe von Freunden in dem Café, wo wir saßen, und war auf dem Weg zur Tzavella Straße, um an ein Motorrad zu kommen, dass mir ein Freund geliehen hatte. Dort wurde ich von Delta Motorradbullen angegriffen, die moderne Drecksversion von Bourandas [Amtsleiter der Motorrad-Einheit der Polizei während der Besetzung Griechenlands durch die Achsenmächte], deren einzige Aufgabe es ist Dissidenten oder einfach nur diejenigen, deren Persönlichkeit nicht mit ihrem eigenen Geschmack übereinstimmt, anzugreifen und zu vernichten. Sie versichern mir, dass sie mich nur zum GADA-Polizeihauptquartier bringen, um meinen Ausweis zu überprüfen. Im Polizeihauptquartier ändern sie ihre Meinung. Eine zufällige Festnahme von vielen dieser Art wird zur Haft, weil belastende Beweise aus dem Nichts heraus auftauchen (ein Handschuh, ein Halstuch und ein Feuerzeug, das angeblich in meinem Besitz gefunden wurde), obwohl keiner dieser Gegenstände im Verhaftungsbericht erwähnt werden. Dann finde ich heraus, dass es Zeugen gegen mich gibt (alle von denen DELTA-Bullen), welche in identischen Aussagen bezeugen, dass sie mich wiedererkennen. Ich (obwohl viel größer und mit anderem Haar) wäre die Person, die sie aus großer Distanz mit einem Molotowcocktail „spöttisch“ winkend, bedroht hätte. Der Rest des Verfahrens verläuft wie erwartet. Sie ordnen meine Untersuchungshaft an, trotz der Tatsache, dass es keine Gründe gibt für die Verhängung dieser ultimativen Maßnahme der Inhaftierung, so wie es deutlich durch ihre Gesetze definiert ist. Wie auch immer, diese Dinge sind mehr oder weniger bekannt, da ich weder der erste noch der letzte Fall bin, wo die Richter ihre eigenen Gesetze aufheben, die sie angeblich ehren, um jemanden von uns zu verurteilen, einen Proletarier, einer der von „denen da unten“ in diese Welt kommt. Ich warte jetzt schon zwei Monate, um zu sehen, wann und ob sie beabsichtigen, mich aus dem Gefängnis zu entlassen. Sie haben sich auch Mühe gegeben, mich durch einen umstrittenen DNA-Bericht zu belasten. Ich verstehe, dass die Wachhunde der Macht Recht haben: Obwohl die gesetzlichen Voraussetzungen für meine Verhaftung und Untersuchungshaft nicht “erfüllt“ sind, gibt es andere, wichtigere Gründe für meine Inhaftierung. Meine Verurteilung als Besetzer des Polytechnikums 1995, meine Beteiligung in kollektiven Kämpfen und Projekten ohne Herren und Führer, meine Solidarität denen, die laut schreien: „Zurück Verräter! Vorwärts Genossen!“ in den Straßen, Stadien, Besetzungen und Gerichtssälen, meine Solidarität denen, die das staatliche Gewaltmonopol herausfordern sowie diejenigen, die letztlich nicht ihrer eigenen Vernichtung zustimmen und sich weigern den Weg für die nationalen und transnationalen Eliten zu öffnen, um Gewinne anzuhäufen… Ich wurde für schuldig befunden, ohne verurteilt zu werden; schuldig dank komplett identischer Aussagen der faschistischen kriminellen Bande, die heutzutage DELTA, anstatt wie unter der Naziherrschaft, Organisation X, genannt wird. Das liegt daran, dass jeder, der nicht dem Staat, den Bossen und ihren Faschisten untergeordnet ist, nur schuldig in den Augen und Ohren derjenigen sein kann, die uns unterdrücken und vergeblich versuchen uns zu vernichten. Derjenige kann nur ein innerer Feind sein, oder einfach überflüssig und ideal zur „Lagerung“ in einen von ihren Kerkern. Schuldig, weil ich wie viele andere Männer und Frauen nicht immer nur Wein in den Läden des Viertels getrunken habe, sondern stattdessen mit unvermummtem Gesicht denen, die nur einen Steinwurf entfernt die Köpfe und die Würde der Randalierer und gewöhnlicher Passanten niedergeschlagen haben, oft zugerufen habe: Wachhunde, passt gut auf eure Bosse auf! Stefanos Amilitos Erster Flügel des Koridallos Gefängnisses 12. Juni 2013 P.S. Solidarität mit Kostas Sakkas, der seit dem 4. Juni einen Hungerstreik führt, und Gerasimos Tsakalos; beide Genossen sind seit über 30 Monaten in den Kerkern der Demokratie in Untersuchungshaft.